Kultur Köln – nächstes Kapitel und was KetaN dazu EIN+fällt!
Kölner Kulturpolitik
Strukturelle Reformen unausweichlich
Von Ralf Johnen, 13.10.09, 19:24h, aktualisiert 13.10.09, 19:25h
Mögliche Kürzungen der freiwilligen Kulturleistungen um 30 Prozent, leere Kassen und die Kosten für die Sanierung des Opernquatiers könnten im nächsten Jahr für einen strukturellen Wandel im Kölner Kulturbetrieb sorgen.
Der Neubau des Kölner Opernquartiers soll 364 Millionen Euro veranschlagen. (Bild: JVWD/Chaix&moral)
Der Neubau des Kölner Opernquartiers soll 364 Millionen Euro veranschlagen. (Bild: JVWD/Chaix&moral)
Eine weitere Kürzung des Etats? Eine Kostenexplosion beim Opernquartier? Und weitere Galerien, die der Sogwirkung Berlins nachgeben? Befürchtungen dieser Art bestimmen weiterhin die Kölner Kulturpolitik. Angeheizt werden sie von stets beunruhigenderen Zahlen. Doch wie sieht die Lage nach dem Wechsel auf dem Chefsessel des Rathauses aus? Anlässlich der Präsentation eines Buches über den legendären Kulturdezernenten Kurt Hackenberg sind dieser Frage am Montagabend namhafte Diskutanten nachgegangen. Unter ihnen der künftige Oberbürgermeister Jürgen Roters, der sich von den heftigen Debatten um die vermeintlichen Kürzungen der freiwilligen Kulturleistungen um 30 Prozent beeindruckt zeigte. „Das”, sagte er im Kinosaal des Museum Ludwig, „hat mich sehr nachdenklich gemacht”.
Während sich neben ihm Kulturdezernent Georg Quander nervös die Hände knetet, rechnet Roters vor, dass sein Kämmerer für 2010 ein Defizit von 560 Millionen Euro erwartet. Angesichts solcher Zahlen könne man nur durch strukturelle Reformen den Kulturbetrieb aufrechterhalten oder gar stärken. Roters legt sich auf eine Reform des kommunalen Finanzierungssystems zugunsten der Metropolen fest. Dort seien die Kosten nicht nur für die Kultur, sondern auch für Klimaschutz, Bildung und Infrastruktur besonders hoch. So lange das nicht umgelegt wird, müssen sich die Betroffenen mit Lippenbekenntnissen des neuen Verwaltungschefs trösten: „Es wird ein ganz schwieriger Weg„, sagt Roters. Aber: „Man kann nicht mit Pauschalkürzungen bei der Kultur anfangen.” Und: „Wir dürfen keine aufgebauten Strukturen zerschlagen.” Ex-Innenminister Gerhart Baum pflichtet ihm bei: „Die Kultur muss auch in der Landesverfassung verbindlicher gemacht werden.” Will heißen: All das, was eine Großstadt ausmache, dürfe keine freiwillige Leistung mehr sein.
Die Diskussion führte zwangsläufig auch zum Opernquartier: Dezernent Quander, der sich nach eigenem Bekunden „wenig Zeit für Gefühle” gönnt, verweist darauf, dass der zuletzt genannte Finanzbedarf von 364 Millionen Euro im Vergleich zu den Opernneubauten in Oslo oder Kopenhagen immer noch eher niedrig sei. Alles was zuvor kursierte, habe einer soliden Grundlage entbehrt. Sollte es dennoch nicht für eine volle Realisierung der Pläne reichen, müsse man sich notfalls mit einer „abgespeckten, aber doch wiedererkennbaren Form” zufrieden geben.
Roters orchestriert dies mit Durchhalteparolen. Er sei sich sicher, dass man eine „hervorragende” Lösung durchsetzen und der Betrieb in der Spielzeit 2013 / 14 aufgenommen werde. Ohnehin sei es an der Zeit, „mit neuem Optimismus zu starten” und „die Leute wieder ernst zu nehmen”. So lange der Kämmerer es duldet. So weit der Stadtanzeiger von vorgestern!
KeTaN übernimmt mal folgende “Zitate”:
“StrukturelleReformen erforderlich!” und von Roters “Es wird ein ganz schwieriger Weg!” und “Wir dürfen keine aufgebauten Strukturen zerschlagen!”, werden aber “eine hervorragende Lösung durchsetZEN!” und des weiteren “Es ist an der Zeit, mit neuem Optimismus zu starten” und “die Leute wieder ernst zu nehmen!”.
Ja Herr Roters! Gestatten Sie mir dazu “EIN Wort”?
Und, darf ich Sie “beim Wort” nehmen?
Es ist wirk+licht an der ZEIT “neu zu starten”! Wenn sich dabei Optimismus EIN+stellt, umso besser! Und Sie als NEUERer Oberbürgermeister haben das AMT, diesen Neubeginn zu gestalten! Also “walten” Sie! In Gottes Namen! (wie es so schön hieß)
Und nehmen sie unter den “Leuten” bitte auch den “KeTaN” ernst, in seinem immer wieder wiederholten Angebot, diese seine HeimatStadt kreatürlich zu beRATen, für den Fall, sie wolle sich auf den “Weg des Wandels” begeben.
Es liegt in den Möglichkeiten Ihres Amtes, das kreative, heilende, aufrichtige, geistige, er+lösende, poetische, singende, schwingende, menschliche, schöne + gestaltende Potential in den Menschen dieser Stadt aufzurufen und einzuladen! JETZT (Heute ist eine Meldung im KSTA über die neuesten Prognosen über das AbschmelZEN der Pole! Gestern der Weltarmutsbericht!) “Tacheles” zu reden und gemeinsam ans WERK zu gehen.
Einem “neuen Werk+Weg” jedoch, stehen zwingend “aufgebaute Strukturen” im Wege. Man muß sie nicht ubedingt “zerschlagen”, aber sollte doch allen bestehenden Strukturen signalisieren (als Chef) sich aufs beste “wandelbar” zu halten und den anstehenden Prozess (Wandel) als “gemeinsames Werk” (soziale Plastik) anzusehen, der umso erstaunlichere Ergebniss zeigen wird, je mehr wir uns ihm hin+EINgeben.
Der WANDEL sollte in den nächsten Jahren für uns alle zur Hauptdiziplin werden! Und die Menschen, die öffentlich auf das GemeinWesen hin denken, sprechen und handeln, brauchen einen Ort der Sammlung! Herr Roters, fassen Sie den Eifelwall ins Auge! Hier liegt die “hervorragende Lösung!”: Der “WandelWagenWeg 1399″!
"Auch eine Vision für Köln!" Comos Mir Sada! Rolf KeTaN Tepel (geschrieben und veröffentlicht am Morgen des 16.10.2009 auf www.stein-des-anstosses.de, als Leserbrief an den KSTA und Herrn Roters, Herrn Quander, Herrn Schmidt Werthern, Herrn Streitberger, Herrn Engelbert Rummel) Im weiteren für Interessierte einige ARTikel der letzten Zeit über die Kölner Kulturverwaltungsmisere: Interview zum Kölner Kulturkampf
Quander kein Zauberer!
Erstellt 18.08.09, 19:01h, aktualisiert 18.08.09, 19:05h
Georg Quander hält die Forderung des Kölner Kämmerers, den Kulturetat für das Jahr 2010 um 30 Prozent zu kürzen, für schlichtweg utopisch. Am Kulturentwicklungsplan will er nach wie vor festhalten. Köln braucht die Kultur.
Der Kölner Kulturdezernent Georg Quander hält eine Kürzung des Kulturetats um 30 Prozent für unmöglich.
Der Kölner Kulturdezernent Georg Quander hält eine Kürzung des Kulturetats um 30 Prozent für unmöglich.
KÖLNER STADT-ANZEIGER: Herr Quander, der Kämmerer fordert Sie auf, den Kulturetat um 30 Prozent zu reduzieren. Wie haben Sie darauf reagiert.
GEORG QUANDER: Ich habe das zunächst einmal zurückgewiesen. Denn das ist schlicht und einfach nicht darstellbar. Ich kann nicht zaubern. Wir sind nicht zuletzt durch Verträge und Ratsbeschlüsse gebunden, so dass ein solcher Betrag gar nicht möglich ist. Ganz abgesehen davon würde das bedeuten, dass der Kulturetat noch geringer wäre als im Jahre 2005, als ich das Amt in Köln antrat. Wir haben trotzdem einmal aufgelistet, was theoretisch überhaupt zu kürzen wäre - und das ergäbe bei weitem nicht die geforderten 30 Prozent.
Wie kommt es zu solchen Forderungen?
QUANDER: Das liegt daran, dass die Kultur als freiwillige Leistung angesehen wird. Da meint man, dass man sparen könne. Bei den Pflichtaufgaben ist das nicht so leicht möglich.
Köln gibt sowieso schon weniger Geld für die Kultur aus als die anderen Großstädte. Was würde ein solcher Einschnitt bedeuten?
QUANDER: Dann würde man das Kind mit dem Bade ausschütten. Wir haben in den vergangenen Jahren ganz gut an Terrain gewonnen. Das dürfen wir nicht kaputt machen. Auch gibt es ja jetzt unseren Kulturentwicklungsplan - das kann ich doch nicht in die Tonne kloppen.
Reicht es denn, eine Aufforderung des Kämmerers zurückzuweisen?
QUANDER: Ich bin zuversichtlich, dass die Politik diese Kürzung nicht mittragen wird. Außerdem gibt es ja erste Anzeichen, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung aufhellt. Daher sage ich: Warten wir's mal ab.
Eine ganz andere Frage: Der SPD-Fraktionsvorsitzende Börschel hat mit Blick auf Sie gesagt, dass man einen Dezernenten mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit des Rates abwählen könne. Er begründet dies damit, dass Sie offenbar lieber einen anderen Job hätten, da Sie sich ja zwei Mal um einen Opernposten beworben hätten.
QUANDER: Das ist starker Tobak, wenn ausgerechnet Herr Börschel mir vorwirft, dass ich mich bereit erklärt habe, im Falle eines Falles die Kölner Opernintendanz zu übernehmen. Er selbst hat mich damals angerufen und gefragt, ob ich mir die Aufgabe vorstellen und ob wir darüber reden könnten. Was den anderen Punkt angeht: Ich glaube nicht, dass er eine Zwei-Drittel-Mehrheit zustande bekommt.
Wie bewerten Sie diese Konfrontation?
QUANDER: Angenehm ist die Situation gewiss nicht. Aber das war sie auch in der Vergangenheit nicht immer.
Wann brach sich denn der immer mal wieder aufflammende Konflikt mit der Politik erstmals Bahn?
QUANDER: Ich bin ja mit breiter Mehrheit ins Amt geholt worden - mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP. Die Grünen haben sich enthalten, weil sie nicht in der Findungskommission vertreten waren. Dann kam es zum Bruch der großen Koalition. In der Folge machte sich bei der SPD zunehmend der Frust breit, das Amt nicht mit einem der Ihren besetzt zu haben.
Die Ankündigung einer Partei, die Abwahl eines Dezernenten betreiben zu wollen, ist ungewöhnlich.
QUANDER: Wir leben in einer Demokratie.
Das Gespräch führte Martin Oehlen
Kultur als Kölns Zugpferd
„Das Niveau halten“
Von Martin Oehlen, 18.08.09, 18:27h, aktualisiert 24.08.09, 10:31h
Kultur gehört zu Köln wie Lukas Podolski zum FC. Trotzdem drohen ihr Etatkürzungen für 2010. Im Kölnischen Kunstverein erklären Spitzenpolitiker den Kulturetat für unantastbar. Alles nur leere Wahlkampf-Versprechungen?
Der Buddha Aksobhya (18. Jahrhundert) ist ein Repräsentant der Weisheit und soll in der Bhutan-Ausstellung des Museums für Ostasiatische Kunst zu sehen. Sofern sie im Februar stattfindet. (Bild: Shuzo Uemoto)
Der Buddha Aksobhya (18. Jahrhundert) ist ein Repräsentant der Weisheit und soll in der Bhutan-Ausstellung des Museums für Ostasiatische Kunst zu sehen. Sofern sie im Februar stattfindet. (Bild: Shuzo Uemoto)
Kölner Spitzenpolitiker loben im Kölnischen Kunstverein die Bedeutung der Kultur für die Stadt.Ein Gespenst geht um in Köln. Gesichtet wurde es jetzt, als sich Kölner Spitzenpolitiker im Kölnischen Kunstverein zur Kulturpolitik äußerten. Der Kämmerer der Stadt fordert die Kultur auf, ihren Etat, der derzeit 132 Millionen Euro beträgt, im kommenden Jahr um 30 Prozent zu kürzen. Kulturdezernent Georg Quander hat das Ansinnen bereits zurückgewiesen (siehe Interview). Aber die Verunsicherung ist groß.
Die Reaktionen der OB-Kandidaten auf das jüngste Kürzungs-Szenario zeigen, dass sie zumindest im Wahlkampf davon nichts wissen wollen. Peter Kurth (CDU) formulierte es am Klarsten: Der Kulturetat für 2010 steht nicht zur Disposition.“ Er begründete dies damit, dass die Kultur in Köln strukturell unterfinanziert sei, dass Köln weniger für die Kultur ausgebe als die meisten anderen großen und mittleren Städte und dass Kultur für Köln „eine unglaublich wichtige und nicht eine beliebige Rolle“ spiele. Jürgen Roters, der Kandidat der SPD und der Grünen, stellte fest: „Wir dürfen keine kulturellen Strukturen zerschlagen.“ Daher müsse „mit großem Augenmaß“ entschieden werden, wo gekürzt werden könne. Ralf Sterck (FDP) formulierte, dass „das Ziel, den Kulturetat aufzustocken“ nicht so einfach aufgegeben werden“ dürfe. Es seien für die Kultur mehr Anstrengungen als bisher zu erbringen - nicht nur finanziell, sondern auch von Seiten der Politik. Martin Börschel, der Fraktionsvorsitzende der SPD, will zwar nicht versprechen, dass es immer Zuwächse geben könne. Aber das dann doch: „Das Niveau muss gehalten werden.“
Tenor war, dass das Land NRW sich stärker für Köln ins Zeug legen müsse. Roters ist der Ansicht, dass Düsseldorf seine große Nachbarstadt vernachlässige: „Wir müssen darauf achten, dass wir nicht weiter abgehängt werden vom Ruhrgebiet.“ Kurth sehnt sich ebenfalls nach einer stärkeren Unterstützung von Bund und Land und sieht bei seinem Parteifreund und Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers eine „grundsätzliche Bereitschaft“ dazu. Sterck meint, dass NRW beim Gürzenich-Orchester „ein Schippchen drauflegen sollte“, um es als ein Landesorchester zu etablieren. Dann könnte es auch international weiter aufsteigen.
Einig waren sich die OB-Kandidaten auch darin, dass die Schenkung eines Anbaus an das Kölnische Stadtmuseum angenommen werden müsse. Alles andere sei den Stiftern, die zehn Jahre ihr Geschenk angeboten hätten, nicht zumutbar. Deshalb sehe man auch darüber hinweg, dass das Wettbewerbsergebnis ein anderes gewesen sei. Einig war sich das Trio weiter, dass die Kostenexplosion beim Opernquartier nicht hinzunehmen sei. Auf die Akademie der Kulturen der Welt freut es sich zudem, aber will nicht, dass deren Finanzierung andere Kultureinrichtungen beinträchtige. Und schließlich wurde die Freie Szene gepriesen; ihr bessere Bedingungen zu verschaffen, nicht zuletzt im Atelierbereich, war Konsens.
Überrascht zeigte sich das Podium, das von Jürgen Keimer moderiert wurde, vom großen Zuspruch der Veranstaltung, zu der der „Kölner Komment“ eingeladen hatte. Sterck stellte fest, dass dies wohl „das größte Publikum“ sei, vor dem die drei Kandidaten bislang im Wahlkampf aufgetreten seien: „Das ist eine eindrucksvolle Demonstration, dass Kultur viele angeht.“ Auch Winrich Granitzka, der Vorsitzende der CDU-Fraktion, zeigte Wirkung angesichts des überfüllten Saals: „Kultur ist eine der Lebensadern der Stadt - das haben wir vielleicht in der Vergangenheit zu sehr den Spezialisten überlassen. Kultur geht alle an.“
Kasper König, der Direktor des Museum Ludwig, formulierte in diesem Zusammenhang die heftig beklatschte Aufforderung, dass die Politik im Umgang mit der Kultur mehr „Respekt in allen Bereichen“ zeigen solle. Es gehe um Klarheit und Wahrheit. Dazu zähle auch, dass die Museumsdirektorinnen Adele Schlombs und Hiltrud Westermann-Angerhausen (siehe Artikel unten) endlich erführen, ob sie ihre großen Ausstellungen realisieren können oder absagen müssen. Das Podium, auf dem auch Jörg Frank von den Grünen und Jörg Detjen von den Linken saß, gab an, nicht eingeweiht zu sein in diese Details. Doch ließ sich aus den Wortbeiträgen deuten, dass keiner die Blamage einer Absage verantworten möchte.
Kürzungsplan
Kölner Etat-Plan sorgt für Unruhe
Von Peter Berger, Martin Oehlen und Günther M. Wiedemann, 19.08.09, 20:12h, aktualisiert 24.08.09, 10:30h
Nach heftigen Reaktionen auf den Kultur-Kürzungsplan des Kölner Stadtkämmerers Norbert Walter-Borjans weist dieser die Kritik zurück. NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hält den Plan „für völlig unverantwortlich“.
Verzweiflung allenthalben: Die Freie Szene müsste auch leiden, sollte der Kulturetat zusammengestrichen werden. Hier eine Szene aus der aktuellen Bauturm-Produktion "Das Produkt". (Bild: Stürtz)
Verzweiflung allenthalben: Die Freie Szene müsste auch leiden, sollte der Kulturetat zusammengestrichen werden. Hier eine Szene aus der aktuellen Bauturm-Produktion "Das Produkt". (Bild: Stürtz)
KÖLN - Das Entsetzen über den Plan des Kölner Kämmerers Norbert Walter Borjans (SPD), den Kölner Kulturetat um 30 Prozent zu kürzen, war am Mittwoch groß. Der Deutsche Kutlurrat spricht von einem grotesken Vorhaben und einem verheerenden Signal (siehe Interview). Der Deutsche Städtetag erklärte auf Anfrage, dass es ein „einmaliger Vorgang“ sei, dass eine Stadt ihren Kulturetat um 30 Prozent kürzen wolle. Auch die Landesregierung zeigte sich verblüfft.
Fotoline: Das Kulturangebot in Köln [12 Bilder]
„Die Pläne in der Stadt Köln, den Kulturetat um 30 Prozent zu kürzen, halte ich für völlig unverantwortlich“, sagte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers während seiner Pressekonferenz zum Abschluss der politischen Sommerpause. Der CDU-Landesvorsitzende betonte, Kultur sei für Nordrhein-Westfalen ein immer wichtiger werdender Standortfaktor. Die Landesregierung werde deshalb bis 2010 wie versprochen ihren Kulturetat verdoppelt haben. „Es kann nicht sein, dass die Mittel dann auf kommunaler gekürzt werden“, betont der Ministerpräsident. Die Pläne der Kölner Kämmerei seien „nicht akzeptabel.“ Rüttgers stellt fest, das Projekt Kulturhauptstadt 2010 sei nicht nur eine Angelegenheit des Ruhrgebietes, sondern des ganzen Landes. Indirekt mahnte er die Kölner Mitverantwortung an.
Raimund Bartella, dem Kulturreferenten beim Deutschen Städtetag, ist keine deutsche Kommune bekannt, die so rigoros ihre Kultur zusammenstreichen will. Die Kulturetats seien bundesweit bis 2001 gestiegen, dann bis 2005 gesunken und hätten seitdem wieder zugelegt. Nach Ansicht des Deutschen Städtetages dürften jetzt keine überproportionalen Kürzungen erfolgen und keine Strukturen zerstört werden. Aber „einen Schutzschirm für die Kultur“ könne es auch nicht geben. Bartella geht davon aus, dass die finanzielle Situation der Kommunen in den kommenden beiden Jahren noch schlimmer werde.
Peter Bach vom Kölner Kulturrat, in dem die meisten Kölner Fördervereine versammelt sind, fragt: „Was veranlasst Herrn Walter-Borjans, zu diesem Zeitpunkt eine Blutgrätsche gegen mühsam restrukturierte Kulturentwicklungen in Köln anzuzetteln? Wie erklärt er den krassen Widerspruch seiner Ankündigung zu den ganz anders lautenden Äußerungen seiner Partei, der Kölner SPD und deren OB-Kandidat Roters auf den kulturpolitischen Podien der letzten Zeit? Hat er der Politik bei der gefeierten Verabschiedung des Kulturentwicklungsplans im Kölner Rat vor wenigen Wochen Hinweise gegeben, dass der Plan aus seiner Sicht demnach reine Makulatur ist?“ Entgegen den Beteuerungen der Wahlkandidaten aller Parteien, Köln endlich von Skandalen freizuhalten, liege hier der nächste Skandal vor - nach Inhalt, Form und Verfahren. „Die Republik“, so Bach, „wird ihre Freude haben.“
„Ich habe bereits im Juni eine sofortige Haushaltssperre gefordert“, sagte Peter Kurth am Mittwoch. „Da wollte Herr Walter-Borjans vom Sparen nichts wissen. Jetzt fällt ihm nichts Besseres ein, als den Kulturetat zu kürzen.“ Die Kultur müsse „rasch raus aus der Bevormundung der Verwaltung“ und in geeignete moderne Rechtsformen überführt werden. „Wir müssen privaten Stiftern die Möglichkeit geben, sich bei uns in Köln anzudocken.“
Mit deutlichen Worten reagiert Stadtkämmerer Norbert Walter-Borjans (SPD) auf die Kritik: „Mein finanzieller Handlungsspielraum wird von Adam Riese auf der einen und dem Regierungspräsidenten Hans-Peter Lindlar bestimmt.“ Der Fehlbetrag im städtischen Haushalt liege 2009 bei 122 Millionen Euro, im kommenden Jahr müsse man mit bis zu 350 Millionen Euro rechnen. Man müsse das Einsparvolumen, das von der Kultur erwartet werde, relativieren. „Die Kulturverwaltung hat sich natürlich gleich den Extremfall herausgegriffen und nur auf den Teil des Budgets verwiesen, bei dem die Kürzungen am Ende bei 30 Prozent liegen.“ Dabei sei völlig klar, dass beispielsweise bei den Personalkosten und bei den Abschreibungen im Kulturetat gar nichts gespart werden könne. „Wenn man das herausrechnet, liegt die Vorgabe bei 22 Prozent.“ Das sei „natürlich immer noch viel“, so Walter-Borjans.
Andere Dezernate seien wegen des deutlich höheren Anteils an Pflichtaufgaben weniger betroffen. So müsse das Stadtentwicklungsdezernat unter zehn Prozent einsparen. „Das alles sind aber nur die rechnerischen Vorschläge der Kämmerei.“ Letztlich müsse der neue Stadtrat entscheiden, ob er kürzen wolle und „wenn ja, an welcher Stelle.“ Dass Peter Kurth, Oberbürgermeister-Kandidat der CDU, ihn jetzt heftig kritisiere, sei erstaunlich. „Noch im Juni hat er mich aufgefordert, eine sofortige Haushaltssperre zu verhängen. Das hätte auch die Kultur in besonderem Maße getroffen.“
Anke Brunn, Kultursprecherin der Kölner SPD, stellt fest: „30 Prozent - das geht nicht.“ Allerdings will sie Kürzungen nicht grundsätzlich ausschließen. Doch gelte: „Die Kultur muss in ihren Strukturen verstärkt werden.“ Scharfe Kritik übte sie an Peter Kurth, der erklärt hatte, für ihn stehe der Kulturetat 2010 „nicht zur Disposition“. Das sei „heuchlerisch und opportunistisch“. Kulturdezernent Georg Quander forderte sie auf, dafür zu sorgen, „dass Köln besser an vorhandenen Förderprogrammen des Landes und des Bundes teilnimmt und dass die Kölner Kultur gestärkt aus der Haushaltskrise hervorgeht.“
Kommentar zum Kulturkampf
Zurück in die Altsteinzeit
Von Martin Oehlen, 18.08.09, 21:03h
Deutschlandweit droht Köln auf die untersten Plätze abzuschmieren, was die Höhe des Kulturetats angeht. Die Identität der Stadt könnte dabei Schaden nehmen. Das hat nach dem Einsturz des Städtischen Archivs gerade noch gefehlt.
Hält die geforderte Kürzung des Kulturetats für ein Desaster: Winrich Granitzka, Vorsitzender der CDU-Fraktion. (Bild: Stadt Köln)
Hält die geforderte Kürzung des Kulturetats für ein Desaster: Winrich Granitzka, Vorsitzender der CDU-Fraktion. (Bild: Stadt Köln)
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Winrich Granitzka hat am Montagabend im Kölnischen Kunstverein einen netten Spruch aus seiner Polizeidienstzeit zitiert. Den trug er auf Englisch vor und der besagt ins Deutsche übersetzt: „Ein Desaster ist ein Desaster - machen Sie es nicht noch schlimmer.“ Das ist amüsant, solange es eine theoretische Empfehlung bleibt. Doch wenn man dabei sogleich, ohne Bande und ohne Umweg, an die Kölner Kultur denken muss, dann ist es vorbei mit dem Schmunzeln.Die Aufforderung an das Kulturdezernat, sein Programm mal eben um 30 Prozent zu reduzieren, kommt einem kölnischen Offenbarungseid gleich. Da hat sich dieser Kulturetat, mit dem die Kommune auf dem sensationell peinlichen 27. Platz im deutschen Städte-Vergleich liegt, allmählich Prozentpunkt um Prozentpunkt stabilisiert - und schon soll mit einem Federstrich die Raketenrückreise in die Altsteinzeit besiegelt werden.
Dem Kämmerer mag man glauben, dass zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Das eine pocht fürs Löcherstopfen im Haushalt, das andere für die Kultur, also für Attraktivität, Bedeutung, Faszination, Vitalität, Zivilgesellschaft, Modernität, Anspruch, Standort, Leuchtkraft, Bildung, Vergnügen und, und. Da hilft nur eines: Dem Manne muss geholfen werden. Von der Politik und von allen, die bei Sinnen sind.
Eine Stadt, die sich mit einem rüden Gewaltstreich aus der Riege der Kulturstädte verabschieden will, indem sie ein Drittel ihres mickrigen Kultur-Etats auch noch einkassiert, verliert nicht nur Anziehungskraft und Reputation. Sie malträtiert auch noch, was seit dem Einsturz des Städtischen Archivs eh schon gelitten hat - ihre Identität.