Pfarrer Hans Mörtter antwortet auf KeTaN´s provokanten Leserbrief zu “Investoren werden gesucht”
Lieber Rolf,
mit Verlaub und auch Achtung vor Deinem Engagement für die Stadt gesagt:
Schön-Gerede ohne Hand und Fuß.
Nimm bitteschön dem Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Köln ab,
dass sich alle große Sorgen um die Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinde machen,
gerade auch für die folgenden Generationen, denen wir Gestaltungsoptionen statt
Insolvenz-Knechtschaften hinterlassen wollen.
Da stehen wir in einer sehr großen Verantwortung.
Wir haben uns in unserer großen Innenstadt-Gemeinde verantwortlich neu aufgestellt.
An Thomas- , Antoniter- , Kartäuser- und Lutherkirche läuft eine intensive Arbeit.
An der Christuskirche läuft seit 20 Jahren nichts. Die Gottesdienste dort sind erschreckend
gering besucht. Der Mittwochskreis dort ist ein kleines Grüppchen, das null Resonanz
im Stadtteil hat.
Der Baukörper der Christuskirche ist völlig marode und zwingt uns zum Handeln.
Gegen besseres Wissen hat sich das Presbyterium entschlossen, den Kirchraum Christuskirche
zu erhalten. Das geht nur gemeinsam mit einem Investor.
Dieser Kirchraum kostet unsere Gemeinde ½ Million Euro plus den jährlichen nicht unerheblichen
Unterhaltungskosten.
In Wirklichkeit können wir uns das gar nicht leisten, dank der Kirchenaustritte.
Bisher sind wir bereit, dieses Wagnis einzugehen, in Zukunft mutig zu investieren.
Ich habe große Zweifel, ob das richtig und verantwortlich ist.
Zudem gibt es um die Christuskirche katholische Kirchen, die uns mit unseren Gottesdiensten
freudig aufnehmen würden.
Leg’ mir bitte ein Finanzierungskonzept für die Christuskirche auf Zukunft hin vor.
Für Neubau, der unausweichlich ist und für die jährliche Unterhaltung.
Du redest, aber ich glaube nicht, dass Du dieser Aufgabe gerecht werden wirst.
Unser Presbyterium kümmert sich sehr verantwortlich darum.
Herzlich, hans
Und KeTaN antwortet:
Lieber Hans,
erst einmal einen wunderschönen Oktobermorgen und vor allem, allerbesten Dank für Deine Resonanz! Denn das ist ja das einzige, worum ich hier in diesem Köln seit 16 Jahren ringe. Dass Du noch zu den resonanzfähigsten Menschen und Aktiven im Kreis der Evangelen gehörst, ist mir doch klar. Ich war ja auch versucht, das Geschehen in der Lutherkirche in meinem bewußt provokanten Schreiben auszunehmen…….
Dass Du mir jedoch inhaltlich in dieser Weise antwortest, zeigt auf, wie wenig auch Du bisher begriffen hast, mit wem Du es zu tun hast. Erinnerst Du Dich, wie oft ich in den letzten Jahren versucht habe mit Dir in einen intensiven Dialog zu kommen? Du hast Dich bis heute nicht darauf WIRklich eingelassen, immer mit dem Argument, das heute allgemein akzeptiert wird: „Ich habe keine Zeit! Im Moment!“
Gehen wir jetzt also mal ans „EIN-Gemachte“! ich hoffe Du bist offen genug und bereit dazu.
„Schön Gerede ohne Hand und Fuß“ – dass sagst Du ausgerechnet mir!? Einem der wenigen Menschen in dieser Stadt, der noch zu Fuß geht (und zwar fast ausschließlich) und sein Leben mit den Händen gestaltet.
Lieber Hans, ich war zwei Jahre lang Küster an der Christuskirche und habe die Misere dort von „ganz unten“ erleben können. Ich kenne den Bau vom Keller bis oben in die wunderbare Kirchturmspitzenaussichtsplattform. Viele Stunden habe ich an der Orgel verbracht, die Gemeinde kennengelernt, Kaffee gekocht, musiziert, gefegt, Glocken geläutet und immer wieder meine Vorschläge eingebracht, wie diese Gemeinde, gerade diese Gemeinde zum Zentrum eines Neuanfangs werden könnte.
Denn das ist doch gerade das wunderbare am „Sterbevorgang“, dass es Raum gibt für „Neues Leben“. Und wenn es etwas gibt, dass dem im Wege steht, dann sind es die Verwaltungsstrukturen und das Besitzstandsdenken, dass eben auch und besonders das inspirierte Denken und Handeln im evangelischen Raum unmöglich macht.
Nun möchte ich Dich fragen, warum Du denn meine provokanten Äusserungen in Richtung „ver-walteter Christenheit“ zum einzigen Gegenstand Deiner Antwort machst und zur Verteidigungsrede ansetzt? Das Wesentliche in meinem Schreiben ist doch die Vision einer „WeltgemeindeKirche“. Mit dieser Vision trete ich seit nun zehn Jahren an diese Kirche heran und habe noch nicht einen in Eurem Kreis gefunden, der bereit gewesen wäre, sich damit auseinanderszsetZEN, geschweige denn auch nur einmal den Visionär genauer zu befragen, wie er sich das denn vorstellt.
Der Frau Breitbach habe ich sehr konkrete Vorschläge gemacht, wie sich das marode Dach erneuern ließe und ebenso habe ich sie beraten, bei der Ausführung des Labyrinthes, das zu einer Initialzündung hätte werden können. Doch leider hat sie dies alles „in den Wind geschlagen“ und so fault das Dach immer noch, weil „am Gunde“ alles schief läuft.
Vor der Christuskirche steht seit vielen Jahren einer der „BrückenAltäre“ aus dem ersten „OPFER“ der Nord+Süd U-Bahn. Es ist der, den ich auf dem Eierplätzchen dem „FRIED“ gewidmet habe und den „Wittstocker Heiden“. Seit ein paar Wochen ist er vergoldet. Warum? Bisher hat mich keiner dazu befragt!
Lädst Du mich mal zu Eurem SonntagsTalk ein? Das wäre eine Maßnahme, die enorm hilfreich wäre! Dann können wir mal Pläne schmieden und aus der ewig gepredigten Ver-antwortlichkeit zurückkehren zum ANTWORTEN!
Es gibt auch beim Einsturz des Archivs viele Ver-antwortliche, aber eine ANTWORT gibt es bis heute nicht!
Mit allerbesten Grüßen vom HerrZEN lieber Hans
und natürlich auch wieder einer EIN+Ladung zu „mir“ an Dich und die ganze Gemeinde mich während der Ateliertage zu besuchen (siehe www.stein-des-anstosses.de)