Bericht aus dem KronprinZENsaal -Präsentation der über 500 Wettbewerbsbeiträge für die Gestaltung des Einheits + Freiheitsdenkmals in Berlin
Unter den Linden 3, Kronprinzenpalais. 5.5. um 17.00 Uhr. Der Ort der Präsentation der Wettbewerbsbeiträge hat eine würdige Adresse. Es ist auch ein recht repräsentatives Haus. Nur leider zur Zeit von Plastikplanen verhüllt, wie Christos Reichstag, mit Werbebotschaften auf allen Seiten. Der kleine Seiteneingang höhlenartig offengelassen, wo zum Empfang einige “Sicherheitsleute” nach den Einladungen fragen.
Innen auf zwei Etagen die geballte Kreativität der über 500 Ausarbeitungen. Es ist, es war nicht anders zu erwarten, von allem und für jeden etwas dabei. Das Niveau bewegt sich zwischen Kinderzeichnung und hochkarätiger Präsentation. Witz, Ironie, Ernsthaftigkeit, Kitsch, Tiefe, Fülle und Minimalismus. Alle möglichen Materialien, Formen und Symbole sind zu finden.
Interessant wird es da, wo Motive wiederkehren und so erkennbar wird, welche Symbole, welche Formensprache eine kollektive ist und daher geeignet sich den Themen “Einheit” und “Freiheit” anzunähern.
Es ist eine “Kollekte”, eine Sammlung. Dass diese Kreativsammlung nun den Augen der Öffentlichkeit hauptsächlich im Spiegel der Medien als “kompletter Schrott” präsentiert wird, da die Jury sich nicht in der Lage sah auch nur einen Entwurf auszuwählen, ist bedauerlich. Denn es lohnt sich sehr, sich mit dieser Vielfalt zu beschäftigen.
Im Internet unter:
www.bbr.bund.de/cln_016/nn_312286/DE/WettbewerbeAusschreibungen/UebrigeWettbewerbe/FreiheitEinheitDenkmal/Ausstellung/ausstellung.htmlAndererseits ist auf Grund des beschlossenen ungeeigneten Auswahlverfahrens diese Ergebnislosigkeit zu begrüßen, denn so öffnet sich die Möglichkeit doch noch einen neuen, für dieses Denkmalprojekt geeigneten, eben kollektiven Gestaltungsweg einzuschlagen.
Wie wäre es denn damit, einen Runden Tisch zu begründen, an dem diese GestaltungsFrage öffentlich und Wort für Wort, Beitrag für Beitrag moderiert und für alle mitvollziehbar zur “Sozialen Skulptur” werden darf. Wenn also ein Verfahren gewählt würde, dass uns allen einen freien und freiwilligen Beitrag, eine Mitbestimmung und Mitgestaltung ermöglichen würde. Dann kann im Hinblick auf die Fertigstellung und Realisierung wahrhaft von einem Einheitsbauwerk gesprochen werden kann, da seine Form und Substanz sich aus dem freien Zutun der Vielen zusammensetzen darf.
Ein solches Verfahren würde Identität stiften, Freude am zusammenWIRken erzeugen, ein dauerhaftes öffentliches und kreatives Gespräch initiieren über so wichtige Begriffe wie “Freiheit” und “Einheit” und jedem Teilnehmer ein echtes Gefühl der Annahme geben.
Die Frage ist jedoch, ob der politische Apparat fähig ist, ein solches Verfahren durchzuführen. Die bisher äusserst unglückliche Vorgehensweise, die darin gipfelte, dass bei der Präsentation am 5.5.2009 nicht einmal Stühle bereitstanden für die Vielzahl der Teilnehmer, die zum Teil von weither, auf eigene Kosten angereist kamen und die ja schließlich ihre Zeit, ihre Kreativität und ihre Arbeit frei gegeben haben, läßt große Zewifel aufkommen.
Die Reden mit der Aufforderung nun eine angeregte, kontroverse, öffentliche und kreative Diskussion über das weitere Vorgehen zu beginnen, waren schon deshalb eine Farce, weil sie nicht gleich dort mit den Anwesenden begonnen wurde. Stattdessen verließen alle Redner binnen einer Minute fluchtartig den Raum und liessen die eingeladene Künstlerschar in ihrem Unmut einfach stehen.
Vielleicht eine Aufforderung an “das Volk”, diesen Gestaltungsprozess WIRklich selbst in die Hand zu nehmen?